Der Breitbandausbau in Deutschland kommt voran, bleibt im EU-Vergleich jedoch zurück. Für Stadtwerke ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung – aber auch ein strategisches Potenzial, sich als digitale Infrastrukturanbieter zu positionieren. Eine zentrale Rolle spielen dabei effiziente Prozesse, starke Partner und digitale Self-Service Lösungen.
Breitband in Deutschland: Ausgangslage und Ziele
Aktuell verfügen in Deutschland mehr als 40 Millionen Haushalte über einen Glasfaseranschluss. Laut der Unternehmensberatung Baker Tilly liegt beim Glasfaserausbau in Deutschland mit rund 19 % jedoch deutlich hinter dem EU-Durchschnitt von 56 %. Die Bundesregierung plant, diesen Anteil bis Ende 2025 auf 50 % zu steigern und bis 2030 eine nahezu flächendeckende Versorgung zu erreichen. Dafür sind Investitionen in Milliardenhöhe notwendig – sowohl öffentlich als auch privatwirtschaftlich.
Stadtwerke und der Breitbandausbau: Verantwortung und Herausforderungen
Stadtwerke haben als regionale Versorger eine besondere Ausgangslage:
Sie kennen die Infrastruktur, verfügen über langjährige Kundenbeziehungen und haben Vertrauen in der Bevölkerung. Doch im Kontext des Breitbandausbaus müssen sie wirtschaftlich, organisatorisch und technisch effizient agieren – etwa durch digitale Prozesse im Kundenservice.
Zentrale Herausforderungen für Stadtwerke
- Kostenintensive Erschließung: Rund 600 € pro Glasfaseranschluss – je nach Haushaltszahl schnell ein zweistelliger Millionenbetrag für ein Ausbaugebiet.
- Wettbewerb um Ballungsräume: TK-Konzerne setzen auf profitable urbane Gebiete, Stadtwerke müssen ihre Rolle dort aktiv behaupten.
- Ländliche Regionen: Wirtschaftlich schwieriger zu erschließen, dafür aber mit der Chance auf sehr gute Wettbewerbssituation.
- Fehlende Erfahrungen mit Serviceprodukten: Geringes Know-How und Prozesse außerhalb des Produktangebotes eines Infrastrukturanbieters.
Breitbandausbau gemeinsam vorantreiben: Kooperationsmodelle für Stadtwerke
Kooperationen können den Ausbau beschleunigen und Risiken reduzieren. Geeignete Modelle sind:
- Partnerschaften mit anderen Stadtwerken: Gemeinsame Projekte, Erfahrungsaustausch, gebündeltes Know-how.
- Zusammenarbeit mit TK-Anbietern: Effiziente Umsetzung, reduzierte Komplexität, Nutzung bestehender Ressourcen.
- Nutzung von Dark Fiber: Infrastruktur von Bahn oder Energieversorgern reduziert Investitionen.
Mehr als Internet: Neue Geschäftsmodelle durch Glasfaser
Glasfaser ist mehr als nur Technik – es ist die Grundlage für zusätzliche Services:
- Internet- und Energiedienstleistungen kombinieren: Bündelangebote schaffen Mehrwert für Haushalte.
- Smart-City-Konzepte umsetzen: Breitband als Grundlage für intelligente Städte.
- B2B-Angebote ausbauen: Mittelstand und Gewerbekunden gezielt ansprechen.
- Effiziente Netze: Reduzierter Stromverbrauch und besseres Management mit gleichzeitig zukunftssicheren Potenzial.